Ein Bericht aus dem mobEinsatz 2. JgKp/W1 – HuDM

Fotos: 2.Kp JgBW1 | Der zweite Stern – Beförderung zum Korporal | Laden/Entladen – Dienstaufsicht durch den Zugskommandanten | Täglich werden es mehr - Konditionsaufbau

 

"Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann“

Dieser bekannte Abzählreim für die Stände zur Zeit der Habsburger trifft heutzutage nicht mehr zu, jedoch findet sich in diesem eine Darstellung für die unterschiedlichen Hintergründe der Bewohner Österreichs. Im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz „COVID-19“ wurden Milizsoldaten aus den unterschiedlichsten Bereichen einberufen, um gemeinsam für die österreichische Sicherheit eine Stütze zu sein und um zu helfen die Wirtschaft nach den vergangenen Monaten wieder anzukurbeln.

Die österreichische Bevölkerung hat, genau wie fast alle Teile der Welt im ersten Halbjahr 2020 eine komplett neue Herausforderung zu meistern gehabt. Die Arbeitsweisen wurden für manche unverändert fortgeführt und für andere die Variante „Homeoffice“ verstärkt etabliert. Wiederum andere wurden in Kurzarbeit geschickt oder mussten ihr Arbeitsverhältnis beenden. Zusätzlich zu diesen Veränderungen am Arbeitsplatz kam es, aufgrund der gesetzlichen Regelungen, bei sozialen Kontakten des Alltags als auch beim Umgang mit Personen aus anderen Haushalten zu stark eingeschränkten und erschwerten Verhältnissen innerhalb der Familie, mit Freunden und Bekannten.

Diese zwei Punkte - Arbeitsplatz und soziale Kontakte - gemeinsam mit dem allgemeinen Gedanken zum „wie geht es weiter“, beschäftigten alle Österreicher die letzten Monate. 1400 Österreicher mussten zusätzlich eine weitere Aufgabe auf ihre Schultern laden:

Die erste Teilmobilmachung der Miliz.

Von einem Tag auf den anderen hieß es für viele, dass sie ihre Familie in dieser Krise allein zu Hause lassen und sich einem Einsatztraining unterziehen mussten. In einer dicht gedrängten Ausbildungsphase, in der Schlaf Mangelware war, so wie jetzt im Einsatz auch, schafften es 130 Mann der 2.JgKp des JgB W1, spezielle militärische Kenntnisse zu erlangen, unantastbare Motivation zu zeigen und in den freien Minuten der Bereitschaft, die eigentlich der Erholung gewidmet sein sollten, auch noch Emails für ihre Arbeitgeber zu verfassen und Projekte zu managen.

Für viele ist dies eine Belastung wie sie zuvor noch nicht da gewesen ist. Umso mehr sind diese Männer für mich jeden Tag wieder ein Ansporn mein Bestes zu geben, so wie auch sie ihr Bestes geben, fernab der Familie und ihren Verpflichtungen, die auf sie warten und denen aufgrund des Einsatzes nicht zeitnah nachgegangen werden kann.

„Schuster, Schneider, Leineweber, Bäcker, Kaufmann, Totengräber“

Obwohl sich der historische Aufzählreim militärisch besser fortsetzen ließe mit „Offizier, Unteroffizier und Wachsoldat“, so beschreibt der zweite Teil jenen Part, dass sich jeder der Kameraden im Einsatz unterschiedlichen Herausforderungen stellt. Die eingeteilten Soldaten bewachen im Zweierteam das jeweilige Schutzobjekt im 12-Stundentakt und kommen nach ihrem Dienst in der Bereitschaft etwas zur Ruhe, insofern nicht militärische Ausbildungen und Nachschulungen am Dienstplan stehen oder die oben angesprochenen Erfordernisse des Arbeitgebers zu erledigen sind.

Nach 12 Stunden Bereitschaft, folgt wieder der Dienst und im Verhältnis 6:2 wird dieser Wechsel mit zwei freien Tagen beendet, bevor ein neuer Turnus startet.

Koordiniert werden diese Abläufe durch die jeweiligen Zugskommandanten im Zugsgefechtstand, wo auf etwaige gesundheitliche, familiäre oder wirtschaftliche Probleme zu einem gewissen Grad in der Planung eingegangen werden kann.

Diesen ist das Kompanie-Kommando übergeordnet, wo die Organisation zum Ablauf durchgeführt, die Befehle aus dem vorgesetzten Militärkommando übermittelt und der gesamte Apparat durch die Fachunteroffiziere am Laufen gehalten wird. Hier treffen alle Informationen zusammen: Gute und Schlechte.

So gab es immer wieder bestätigte Fälle an Corona-Erkrankten, die einen an den Ernst der Lage erinnern und die penibel einzuhaltenden Vorgaben bezüglich der Hygiene und Reinigung einmal mehr wichtiger denn je machen. Speziell in den Kasernen gilt es Vorsicht walten zu lassen, da hier viele Personen aus unterschiedlichen Haushalten zusammentreffen. Umso größer ist dann die Sorge bei allen, wenn Ungewissheit bezüglich des eigenen gesundheitlichen Zustandes herrscht, da man an den wenigen Tagen, an denen man nach Hause zur Familie kommt, diese nicht gefährden möchte.

Die verschiedenen Herausforderungen, die von uns gemeistert wurden und werden sind zahlreich. Die Zeit, die wir für die Sicherheit und Unterstützung der Bevölkerung Österreichs aufbringen, ist enorm, jedoch haben wir für diese Fälle geübt und wir leisten unseren Beitrag mit tadelloser Bereitschaft. Auch wenn das große Ganze manchmal verschwommen ist, erhalten wir von Polizisten, die wir entlasten, dankbare Rückmeldungen zu unserem Einsatz und die jeweiligen Botschafter und Schutzbeauftragten melden Tag für Tag ein Lob für unsere Leistung und die diensthabenden Soldaten.

Für die Zukunft bleibt eine Ungewissheit zur Entwicklung der Krise bestehen, jedoch blicken wir dieser genauso entschlossen entgegen wie wir es bereits die letzten Wochen getan haben und werden erneut bereit sein, wenn Österreich und seine Bevölkerung uns braucht.

Lt Markus HADERER, KpKdtStv, 1.AssKp/W

Jägerbataillon Wien 1, HuDM